HKZ weltweit führend mit doppelter Herz-OP

Das Herz- und Kreislaufzentrum Rotenburg (HKZ) beweist seinen Ruf als renommiertes Herz-Zentrum:
Prof. Dr. Ardawan Rastan und sein Team haben als erste Herzchirurgen weltweit zwei komplizierte Eingriffe in einer einzigen minimal-invasiven Schlüsselloch-Operation gemeistert. Anstatt das Brustbein zu öffnen, wurde während der viereinhalbstündigen Operation über einen kleinen Schnitt an der rechten Seite des Brustkorbs operiert. Dabei wurden dem Patienten ein Bypass unter Verwendung der rechten Brustwandarterie gelegt und gleichzeitig eine undichte Mitralklappe „repariert“.

Dies ist nach Angaben Rastans weltweit die erste OP dieser Art. Üblicherweise handelt es sich um zwei isolierte Eingriffe, für die in der Regel der Brustkorb geöffnet wird. Rastan bezeichnet das als weiteren Fortschritt in der operativen Therapie bei der Verengung eines Herzkranzgefäßes und gleichzeitig defekter Herzklappe. So sei der Patient schneller wieder auf den Beinen, und auch kosmetisch sei ein kleiner Schnitt an der Brustkorbseite deutlich günstiger als eine Operation, bei der das Brustbein geöffnet wird. Das muss erst wieder heilen – auch Wundheilungsstörungen werden so weitgehend vermieden. Zudem ist nach der Reha auch das Autofahren mit dem Gurt über der Brust kein Problem mehr.

Seit 2012 werden Mitralklappen am HKZ über einen Schlüssellochzugang operiert. Auch bei den reinen Mitralklappen-OPs gehört die Rotenburger Spezialklinik zu den führenden Häusern, da nahezu alle Patienten minimal-invasiv und mit sehr gutem Ergebnis operiert werden. Deutschlandweit werden noch mehr als die Hälfte dieser Operationen offen vorgenommen. Die Spaltung des Brustbeins ist für die Patienten, vor allem auch für ältere, eine große Belastung.

Hintergrund

Schonende OP-Methoden
In deutschen Kliniken werden weniger als die Hälfte der Mitralklappen-OPs minimalinvasiv über einen kleinen Schnitt an der Seite des Brustkorbs vorgenommen. Das Herz- und Kreislaufzentrum gehört zu den wenigen Spezialkliniken, die über 90 Prozent dieser OPs auf diese schonende Weise vornehmen: 110 im vergangenen Jahr. Etwa 120 mal pro Jahr werden Aortenklappen über einen Katheter implantiert – mit Zugang über die Leiste oder den linken Brustkorb. Große Herz-OPs mit Öffnung des Brustbeins nimmt das herzchirurgische Team unter Leitung von Prof. Ardawan Rastan vor, wenn mehrere Bypässe notwendig sind oder mehrere Herzklappen operiert werden müssen.

Die Brustwandarterie wird geerntet

Bypass und Herzklappe in einer OP am Herz- und Kreislaufzentrum in Rotenburg

Erster Patient weltweit, dem im Herz- und Kreislaufzentrum (HKZ) in einer einzigen Operation eine defekte Herzklappe „repariert“ sowie ein Bypass mit der rechten Brustwandarterie angebracht wurde und das Ganze mithilfe einer Schlüsselloch-Operation, ist ein 81-jähriger Mann aus Wildeck in Osthessen. „Er saß am Morgen nach der OP schon wieder am Tisch und hat Zeitung gelesen“, berichtet der Herzchirurg Prof. Dr. Ardawan Rastan von seinem Patienten, der für den Eingriff eine gute Konstitution mitbrachte. Eine Woche später ging es in die Reha, und danach konnte der Patient auch schon wieder Auto fahren. Denn beide Probleme waren quasi in einem Aufwasch und nicht über eine große offene Operation gelöst worden.

Erforderlich war nur ein vier Zentimeter langer Schnitt an der rechten Brustkorbseite, über den der Arzt mitsamt den OPInstrumenten und einer winzigen Kamera zum Herzen gelangte. Dabei arbeiten die Herzchirurgen und die Narkoseärzte unter Leitung von Chefarzt PD Dr. Dieter Kling eng zusammen. Dreidimensionale Aufnahmen und Bilder auf zwei Monitoren ermöglichen dem gesamten achtköpfigen OPTeam, das Geschehen zu verfolgen.

Viereinhalb Stunden hat die OP nach Rastans Worten gedauert. Dabei kam die Herz-Lungen-Maschine nur kurze Zeit zum Einsatz, vielmehr wurde zur Entnahme der rechten Brustwandarterie nur der linke Lungenflügel beatmet, um das Operationsfeld erreichen zu können. Die Arterie wurde „geerntet“, als Umleitung für die verstopfte rechte Herzkranzarterie verwendet und hierzu mit der Hauptschlagader verbunden. Die Spezialklinik in Rotenburg ist für die Verwendung der Brustwandarterien deutschlandweit bekannt. Am Herz- und Kreislaufzentrum werden so bei nahezu allen Patienten beide aus dem Brustkorb entnommenen Arterien verwendet, was zwar mit mehr Aufwand verbunden ist, aber ein wesentlich besseres Langzeit-Ergebnis verspricht.

Seltener Standard
Die Verwendung der beiden Brustwandarterien bei einer Bypassoperation ist nur in wenigen Häusern in Deutschland Standard. Immer noch werden laut Herzchirurg Rastan in der ganz überwiegenden Mehrheit der Kliniken auch Beinvenen eingesetzt, um ein verstopftes Herzkranzgefäß zu überbrücken. Man versuche, für jeden Patienten individuell die passende Lösung zu finden, erklärte Rastan, wobei die immer älter werdenden Patienten dies erwarten. Seit Beginn vor mehr als 25 Jahren bis heute gehöre die Herzchirurgie in Rotenburg zu den Top-Kliniken in Deutschland, sagte der Herzchirurg bei der Vorstellung der neuartigen Operation, mit der das HKZ Neuland betreten hat. (ank)

Bericht aus der Hersfelder Zeitung vom 02.04.2016